Ich will hier doch nur sitzen

Über Co-Abhängigkeit in Partnerschaften und den Versuch, den Partner glücklich zu machen

Über Verantwortungen in Beziehungen herscht häufig große Verwirrung

Jeder Mensch schafft sich seine Realität über seine Sinneswahrnehmungen. Er fühlt, sieht, schmeckt, riecht und hört das was um ihn herum passiert und verarbeitet diese Sinneseindrücke mit seinen Wertvorstellungen, Glaubenssätzen, Erfahrungen und Hoffnungen. Daraus entsteht das Bild, wie er seine Welt sieht. Das bedeutet, dass jeder Mensch die physikalisch gleichen Sinneseindrücke auf eine andere, sehr individuelle Art verarbeitet. Nicht zu vergessen ist die unterschiedliche Weltsicht der Geschlechter, der Kulturen oder der Generationen.

Wir sind nicht für das Glück des Anderen verantwortlich!

Viele negative Emotionen sind das Ergebnis von Verwirrung darüber, wer für wessen Realität, sprich Wohlbefinden verantwortlich ist. Wenn wir glauben, dass andere für unser Wohlbefinden (Realität) und unsere Gefühle verantwortlich sind und sie unsere Realität nicht so “erschaffen”, sich also nicht so verhalten, wie wir es gerne hätten, oder uns nicht das geben, was wir wollen, fühlen wir uns verletzt, verbittert, desillusioniert, machtlos, ängstlich, nachtragend, wütend und sogar hasserfüllt. Wenn wir glauben, dass wir für die Realität des Anderen verantwortlich sind und nicht in der Lage sind, ihn glücklich, gesund, erfolgreich oder zufrieden zu machen, empfinden wir das als Versagen, Selbstablehnung, Scham und/oder Schuld. Wir könnten sogar Wut auf sie empfinden, wenn sie nicht mit uns zusammenarbeiten, um die Wirklichkeit zu schaffen, die wir unserer Meinung nach haben müssen, damit wir uns als Partner oder Eltern erfolgreich und damit wertvoll fühlen.
Beide Überzeugungen schaffen eine sog. Co-Abhängigkeit, die unweigerlich zu Konflikten führt und die beide Parteien daran hindern, emotional zu reifen. Wir werden alle viel glücklicher sein, wenn wir Beziehungen der bewussten Liebe, des gemeinsamen Engagements und der gegenseitigen Unterstützung schaffen, anstatt uns und andere auf diese Weise zu belasten. Überzeugungen, die zu Co-Abhängigkeit führen sind beispielsweise:

Ich bin für die Realität der anderen verantwortlich, für ihre Sicherheit, ihr Glück, ihre Gesundheit, ihren Erfolg, ihre Zufriedenheit usw. Wir glauben dann, dass wir versagen, wenn es ihnen nicht gut geht. Wir werden auch wütend auf sie, wenn sie nicht an ihrem eigenen Wohlergehen mitarbeiten, das wir brauchen, um uns wertvoll zu fühlen.

Sehr verbreitet ist auch die Vorstellung: Wenn es den anderen nicht gut geht, sie nicht glücklich, erfolgreich, zufrieden usw. sind, dann bin ich ein Versager. In solchen Fällen geraten wir in einen Teufelskreis, indem wir versuchen, sie unter Druck zu setzen, damit sie ihr Leben so leben, wie wir glauben, dass sie glücklich und zufrieden sind. Wir tun dies jedoch nicht nur aus Liebe, sondern auch aus dem Bedürfnis heraus, unseren Selbstwert zu bestätigen.


Loriot hat dieses Problem in einem wunderbaren Cartoon deutlich gemacht:

https://www.youtube.com/embed/Iuobpte4ndQ

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